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Gestockte Buche | Eisbuche | Trüffelbuche


Schon seit dem 15. Jahrhundert nutzten Holzhandwerker die durch unterschiedliche holzverfärbende Pilze in toten oder auch lebenden Laubhölzern verursachten vielfältigen Farbausbildungen und verschlungenen Muster von Pilzgrenzlinien als dekoratives Element. Frühzeitig entdeckten auch die Drechsler und Bildhauer das ästhetische Potenzial der bizarren Pilzgrenzlinien von gestocktem Ahorn- und Buchenholz für ihre gedrechselten Gefäße oder Skulpturen.


Eines ist wichtig: Dieser spezielle Pilzbefall beeinträchtigt im ersten Stadium nur unwesentlich die Festigkeit des Holzes und kann bei niedrigen Holzfeuchtewerten nicht mehr weiterwirken. Das Holz ist somit für eine Weiterverarbeitung geeignet.

Weißfäule: Zerstörtes Lignin

Weißfäule ist eine in Laubhölzern anzutreffende Farbveränderung mit den charakteristischen fleckigen Bleichzonen. Sie ist auf verschiedene Weißfäulepilze zurückzuführen. Das Holz wird hierbei durch die Zerstörung des braunen Lignins zonenweise aufgehellt, es kann auch zu weißlichen, gesprenkelten Verfärbungen kommen. Die Holzsubstanz zeigt aber längere Zeit noch keine Veränderung des inneren Zusammenhangs und wird nur leichter, faseriger und stockig.

Pilzgrenzlinien: Lebendige Optik

Eingefasst werden die Bleichzonen der Weißfäule in der Regel von den sich herausbildenden braunen bis schwarzen Pilzgrenzlinien unterschiedlicher Breite, die durch Ablagerung und Anhäufung von feststrukturiertem dunklem Pilzmyzel oder auch durch Oxidation von Nebenprodukten der abgebauten Zellwand entstehen. Die melaninhaltigen Linien mit ihren unterschiedlichen Farbausbildungen und ihrem unregelmäßigen, oft parallelen Verlauf verleihen dem Holz zusammen mit den hellen pilzbefallenen und dunklen nicht angegriffenen Partien ein geädertes und geflecktes Erscheinungsbild, das nach der Oberflächenbehandlung ein marmorartiges Aussehen erhält.

Das kennt man: Blaugraue Holzverfärbungen

Ein besonders häufig auftretendes Schadensbild durch Pilze ist die sogenannte Bläue, bei der es sich um eine zonenweise Verfärbung des Holzes handelt, die sich nicht auf die Stabilität auswirkt. Die blaue Erscheinung des Holzes kommt aufgrund des Durchschimmerns der durch Melanineinlagerungen dunkel gefärbten Hyphen der Bläuepilze zustande und ist daher ein durch Lichtbrechung hervorgerufener optischer Effekt.

Die Holzsubstanz wird kaum angegriffen

Da die holzverfärbenden Pilze die Holzsubstanz nicht direkt oder kaum angreifen, ist eine Weiterverarbeitung von pilzmodifizierten Hölzern möglich und ganz im Sinne einer breiteren und nachhaltigen Nutzung der Ressourcen des Waldes. Die in der Natur entstandenen oder gezielt gesteuerten Verfärbungen durchziehen das gesamte Holz, sind sehr resistent gegenüber Umwelteinflüssen und werden heute als bewusstes Gestaltungsmittel eingesetzt.

(Text von Hans Michaelsen, gekürzt)

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